20. November 2014

Colours of autumn - Herbstfarben

Der Herbst ist in Berlin angekommen. Die Jahreszeiten passen ganz gut zu meinem Arbeitsrhythmus: Im Frühjahr blühten die Pläne für viele bunte Tagungen, im Sommer ging es dann hektisch zu, so dass ich schon ziemlich ins Schwitzen geraten bin. Im Herbst wird es nun zwar deutlich kühler aber auch ruhiger. Ich schaue zurück auf Teilnehmerzahlen und sehe doch viele (400) liebe Gesichter aus vielen (17) verschiedenen Ländern. Ja, es ist jetzt weniger bunt - vor allem nachdem ich die diversen bastel und Malutensilien wieder ordentlich im Materialschrank verstaut habe, aber mein alter Kunstlehrer hat mal gesagt, dass es gar kein Grau gibt. Es sind nur viele verschiedene Farben so dicht beieinander, dass unser Auge daraus Grau mischt. Wenn man genau hinschaut, sieht man die Farben doch. Daran denke ich, wenn die letzten roten un dgelben Blätter von den Bäumen gefallen sind.Autumn has reached Berlin. The seasons match my work rhythm: In spring all the colourful plans for our conferences blossom; in summer things heat up and get quite hectic; autumn is when it all cools down a bit. I look back at numbers of participants and conferences, but what I do see in my mind are many (400) dear faces from many (17) different countries. Yes, my work days are now less colourful, especially since I tidied up my office and stored all painting and drawing materials back into their proper cabinets. My old arts teacher once told me that there is no such thing as a colour grey. It is just that all the colours have moved so close to each other that our eyes mix them into grey. But if you look closely you can see them all, all the colours. I think of that when the last yellow and red leaves have fallen.

19. November 2014

Bußtag - Day of Repentance

Heute hat mir ein guter Freund, Klaus-Dieter Ehmke, Tagungsleiter in unserem Bibeldialogsteam, einen Text zum Bußtag geschickt, der mich nachdenklich gemacht hat. Eigentlich ist mir erst jetzt aufgefallen, dass heute eben Bußtag ist. Auch deshalb möchte ich den Text gerne weitergeben:
Ein Feiertag der evangelischen Kirche aus Notzeiten . Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird ein allgemeiner Buß- und Bettag am Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag, dem letzten Sonntag des Kirchenjahres, begangen. 
Das Wort „Buße“ lässt in manchen Regionen des deutschen Sprachraums unrichtige Assoziationen aufkommen. Es geht bei diesem Tag nicht um Büßen für begangene Vergehen im Sinne von „bestraft werden“, sondern um eine Buße im Sinne der Reue für begangene Sünden, und eine Umkehr und Gesinnungsänderung zu Gott hin. 
In der Bibel steht die Geschichte von Jona, der von Gott nach Ninive geschickt wird, um der Stadt ihren Untergang zu verkünden (Jona 3,4–10 ) 
„Es sind noch vierzig Tage, so wird Ninive untergehen. Da glaubten die Leute von Ninive an Gott und ließen ein Fasten ausrufen und zogen alle, Groß und Klein, den Sack zur Buße an. Und als das vor den König von Ninive kam, stand er auf von seinem Thron und legte seinen Purpur ab und hüllte sich in den Sack und setzte sich in die Asche und ließ ausrufen und sagen in Ninive als Befehl des Königs und seiner Gewaltigen: Es sollen weder Mensch noch Vieh, weder Rinder noch Schafe Nahrung zu sich nehmen, und man soll sie nicht weiden noch Wasser trinken lassen; und sie sollen sich in den Sack hüllen, Menschen und Vieh, und zu Gott rufen mit Macht. Und ein jeder bekehre sich von seinem bösen Wege und vom Frevel seiner Hände! Wer weiß? Vielleicht lässt Gott es sich gereuen und wendet sich ab von seinem grimmigen Zorn, dass wir nicht verderben. Als aber Gott ihr Tun sah, wie sie sich bekehrten von ihrem bösen Wege, reute ihn das Übel, das er ihnen angekündigt hatte, und tat’s nicht.“ 
Gemeinsame Bußzeiten waren schon in der Antike bekannt. Theologisch sind sie dreifach begründet. Zunächst als Tage des fürbittenden Eintretens der Kirche für die Schuld der Gläubigen vor Gott. Dann soll die Kirche an den Bußtagen ihre Wächterfunktion den Sünden der Zeit gegenüber ausüben. Und schließlich sollten Bußtage dem einzelnen dazu dienen, sein Gewissen vor Gott zu prüfen. In Rom gab es zum Beispiel die „feriae piaculares“, die Not und Kriegsgefahr abwenden sollten. 
Im Mittelalter gab es zweierlei Bußtage: Die einen wurden bei Bedarf von der Obrigkeit angeordnet, die anderen, die Quatembertage etwa, ergaben sich aus der kirchlichen Ordnung. Beide wurden von der evangelischen Kirche aufgenommen und fortgeführt. Den ersten Bettag feierte sie, auf kaiserliche Anordnung hin und wegen der dort damals als „Türkengefahr“ interpretierten Situation, im Jahr 1532 in Straßburg. 
Ein einheitlicher Buß– und Bettag am Mittwoch vor dem letzten Sonntag im Kirchenjahr wurde 1852 und 1878 von der Eisenacher Konferenz evangelische Kirchenleitungen vorgeschlagen. In Preußen wurde dieser Vorschlag am 12. März 1893 Gesetz. 
Das 20. Jahrhundert hat diesem Feiertag allerlei Zeitgeschichte hinzugefügt und lässt mich Nachdenken. Wann braucht wer Zeit zum Nachdenken und Umkehren? Zeiten des Einhaltens und Neustartens aus Einsicht heraus oder aus dem Gefühl, so kann es nicht weitergehen. 
Dazu brauche ich keinen staatlich verordneten Tag, der irgendwann sowieso abgeschafft wird, weil man "Buß- und Bettag" eben nicht verordnen kann.

10. November 2014

Miteinander reden und leben

Gestern ging der Bibeldialog über Vielfalt und Toleranz zu Ende. Auch um Mutmachendes sollte es gehen. Mut für kleine gemeinde und Minderheitenkirchen in Europa. Das Gespräch in der Friedenskirche in Schweidnitz mit dem neuen Bischof der Evangelischen Diözese Wroclaw Waldemar Pytel und ebenso der spannende Vortrag vom noch-Bischof Ryszard Bogusz haben anschaulich gemacht, wie auch eine kleine Kirche große Wirkung haben kann und vor allem lebendig und sichtbar sein kann - Aber auch die Geschichten der beiden Vertreter der Ev. Lutherischen Kirche in Rumänien, die trotz der großen Auswanderugnswelle der deutschstämmigen Protestanten in ihrem Land segensreich wirkt, haben beeindruckt.
Wie so oft war die Tagung manchmal ein bisschen hektisch. Vor allem der Besuch in Kreisau hätte mehr Zeit gebrauchen können. Das Gespräch zwischen der jungen Freiwilligen Charlotte, die uns sehr kundig geführt hat, und dem hochgeschätzten Zeitzeugen Dr. Janusz Witt, Gemeindevorstand der Ev. Lutherischen Gemeinde in Breslau, hätte sicher noch viel Eindruckvolles geboten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten viel mitzuteilen und auch unsere polnischen Teilnehmerinnen hatten viel für uns vorbereitet. All das erbrachte nicht nur eine reichhaltige Tagung, von der ich wieder viel neu Gelerntes mit nach Hause nehme, sondern es entstand auch eine schöne Gemeinschaft und die ersten Anfragen, an welchem Bibeldialog man nächstes Jahr teilnehmen könnten sind schon in Berlin angekommen, bevor ich wieder im Büro sein kann.
Ich blieb noch einen Tag länger, um Zeit für Abrechnungen zu haben, und hatte, Dank Grazyna, Gelegenheit beim Schweigemarsch zum Gedenken an die Reichspogromnacht am 9.11.1938 mitzugehen und eine sehr interessante Performance zu Liedern von Mordechaj Gebirtig in der Synagoge zum Weißen Storch zu erleben. Beides ging sehr nahe und hat mir noch einmal deutlich gemacht, wie wichtig Begegnungen über die Grenzen hinweg sind.

5. November 2014

Gemeinde leben in Breslau - Living community in Wrocław

Heute sind alle 26 Teilnehmenden und Mitwirkenden des Bibeldialogs für Ehrenamtliche in der Gemeindeleitung in Wrocław in Polen angekommen. Die erste Runde mit Zitaten zu den themen Vielfalt und Toleranz und den Berichten aus den Gemeinden lässt viele interessante Gespräche erwarten. Die gruppe kommt aus verschiedenen Bundesländern Deutschlands, aus Litauen, Schweden, Lettland, Rumänien, der Ukraine, Österreich und natürlich auch aus Polen. Viele der herkunftsgemeinden sind sehr klein, gehören zu Minderheitenkirchen, die es oft nicht leicht haben gegenüber einer großen Mehrheitskirche. 
In Breslau wurde Dietrich-Bonhoeffer geboren und so haben wir seiner an der Gedenkstatue gedacht. Anschließend folgte noch ein hoch interessanter und von Grazyna und Alicja sehr humorvoll begleiteter Stadtspaziergang durch diese wunderschöne Stadt. Beschenkt waren wir sowieso schon durch den milden Novemberabend. 
All 26 participants and team members of our conference for church elders arrived today in Wrocław in Poland. They come from all over Germany, Sweden, Austria, Latvia, Lithuania, Romania, Ukraine and of course Poland. We began with quotes on tolerance and diversity and a first glimpse at everybody's situation in the congregation or our origin. Most of the home churches are minority churches with a not always easy stand in the face of a dominant majority church. 
Dietrich Bonhoeffer was born in Wrocławand so we held our evening prayer at his statue. The evening was completed with a most interesting walk under Grazyna's and Alicja's guidance. A definite treat was the mild November night.

3. November 2014

Verleih uns Frieden gnädiglich - Grant Peace we pray

Der Abschied fällt immer schwer. Die Tagung "1914 und 2014. Alte und neue Kriege und der Frieden der Zukunft eröffnet" hat heute morgen nach einer sehr schönen Andacht mit Reisesegen geendet. Wir im Team wollten wieder einmal zu viel Information einbringen und haben nicht damit gerechnet, wie viele interessante Anregungen von den TeilnehmerInnen kommen würden, die alle viel mehr Zeit verdient hätten. So war das Ende dann recht gehetzt. Ich nehme viele neue Gedanken mit, habe viel gelernt über die Gedenkkultur und die Friedensgedanken in den Jahrzehnten und den Ländern Europas. Schmerzlich bewusst wurde uns im Team aber auch, wie sehr sich Europa - und die ganze welt - seit unseren ersten Planungen vor einem Jahr verändert hat. Das Gebet für den Frieden ist dringender geworden.

Parting is always hard. Our conference "1914 and 2014. Old and new wars and the peace that brings future" ended this morning after a beautiful morning prayer and travel blessing. Once more, the team tried to integrate too much information, not realizing how many inspiring contributions would be given by the participants. All of them would have deserved more time for discussion. And so our last evening was a bit hectic. I do take away a lot of new thoughts, I learned a lot about how the wars have been and are still commemorated in past decades, today and in the countries in Europe. We in the team also became painfully aware of how much Europe and the whole world have changes since we first planned to work on this topic. Our prayers for peace have become more urgent.